Take Care: Deine Sicherheit

INFOS ZU GESUNDHEITSRISIKEN UND GEFAHREN BEI ENDE GELÄNDE-AKTIONEN

Schön, dass wir alle hier sind! Wir stören den Ausbau neuer Erdgas-Infrastruktur und den kapitalistischen Betrieb im Hafen. Denn diese gefährden Leben und Gesundheit von Menschen und setzen koloniale Ausbeutung fort. Die Aktion findet dieses Jahr im Großraum Hamburg statt. In den Aktionsgebieten befindet sich fossile, chemische und Infrastruktur und Industrie – daraus ergeben sich verschiedene Gefahren.

Uns ist die Sicherheit und Unversehrtheit aller Beteiligten bei „Ende Gelände“ sehr wichtig. Bitte beschäftigt Euch deshalb intensiv mit all den Gefahren und Risiken, die in den Aktionsgebieten anfallen können. Hier findet Ihr zentrale Gefahren und Risiken zusammengefasst und begründete Handlungsempfehlungen – auch aus den Erfahrungen der letzten Jahre. Die Verantwortung für Eure Entscheidungen liegt aber natürlich bei Euch.

vorab: CORONA-RISIKEN UND TAKE CARE

Wir sind uns bewusst, dass die Covid-19-Pandemie Verantwortung bedeutet für unseren Protest. Zum Aktionskonsens 2022 gehört deshalb, dass wir uns an das Corona-Hygienekonzept halten, von der Vorbereitung bis zur Zeit nach der Abreise. Bitte lest das Ende Gelände Hygienekonzept (Handout zum Corona-Infektionsschtz) sorgfältig durch und besprecht in eurer Bezugsgruppe: Wie tragen wir dazu bei, dass das Risiko einer Verbreitung von Covid-19 möglichst gering bleibt? Wie schützen wir uns und gefährdete Personen in unserem Umfeld vor einer Infektion? Alles Weitere zum Infektionsschutz findet ihr im Hygienekonzept.

1. GAS UND CHEMIKALIEN IM Hamburger hafen

Die Industrie im gesamten Hamburger Hafen lagert, verarbeitet und verbraucht gefährliche Stoffe, unter anderem Erdgas, Flüssiggas, Rohöle, Ammoniak, Chlor und akut toxische Stoffe. Sämtliche Zuliefer- und Produktionsanlagen sind deshalb mit höchster Vorsicht zu behandeln und Blockaden des Betriebs sollten nur wie vorher geplant durchgeführt werden. Beschädigungen an Pipelines, Rohrleitungen oder Maschinen können das Leben und die Gesundheit vieler Menschen hochgradig gefährden.

2. FEUER

Gas, Kohle sowie andere oben aufgezählen gefährlichen Stoffe, sind hoch entzündlich: Kleine Funken reichen, um Feuer und Explosionen auszulösen und das Leben und die Gesundheit vieler Menschen hochgradig zu gefährden. Vermeidet daher brennende Kippenstummel und jedes offene Feuer.

3. ALLE ARBEITENDEN MASCHINEN (GÜTERZÜGE, FÖRDERBÄNDER, LKWS, LASTKRÄNE)

Auf dem Weg zu unseren Blockadepunkten können wir Güterzügen, LKWs, Förderbändern, Lastkränen und anderen schweren Maschinen begegnen. Diese sind im Betrieb sehr gefährlich. Macht keine leichtsinnigen Aktionen an Maschinen im Betrieb, sondern organisiert Euch in Euren Bezugsgruppen innerhalb der „Finger“ und überlegt gemeinsam, wie die Maschinen effektiv blockiert werden könnten.

4. GÜTERZÜGE UND WEICHEN

Güterzüge fahren zwar meist langsam, sind aber sehr schwer und haben deshalb einen sehr langen Bremsweg. Die Fahrenden haben wenig Chancen, etwaige Schienenblockaden zu sehen, wenn ihr in direkter Nähe des Zuges versucht ihn zum Stoppen zu bringen. Stellt innerhalb des Fingers sicher, dass ausreichende Sicherheit gewährleistet ist, bevor ihr irgendwelche Gleise betretet. An den Weichen der Schienenanlage sind bewegliche Teile. Achtet darauf, die beweglichen Teile zu meiden. Bei überraschenden Weichenstellungen kann es zu schweren Quetschungen eurer Körperteile kommen.

5. STROM-/OBERLEITUNGEN

Überall in den Aktionsgebieten kann es offen liegende Stromleitungen geben, das gilt insbesondere für Werksgelände. Achtet insbesondere bei Oberleitungen auf einen großzügigen Sicherheitsabstand (mehr als 1,5m) zu den Leitungen. Das gilt vor allem, wenn ihr Fahnen und Hochtranspis und anderem Material dieser Art dabei habt. Auch ohne den direkten Kontakt kann es über viele Zentimeter hinweg zu schwersten Stromschlägen kommen. Bei Regen und Nässe erhöht sich die Gefahr. Selbst nach einem kurzzeitigen Kurzschluss kann die Stromleitung wieder unter Spannung stehen. Am Werksgelände und in der Nähe von Gasinfrastruktur werdet ihr teilweise Kabelstränge auf dem Boden und an den Förderbändern finden. Vermeidet auch hier jeglichen Kontakt. Auch diese stehen unter Hochspannung und die Isolierungen können defekt sein und somit einen Kontakt lebensgefährlich machen!

6. Aktionsformen

In diesem Jahr wurde der Aktionskonsens u.a. so angepasst, dass noch mehr Aktionsformen nicht nur für Kleingruppen, sondern auch im Rahmen der Massenaktion möglich sind. Lest euch den Aktionskonsens sorgfältig durch und besprecht, was das für eure Bezugsgruppe bedeutet.

Es ist im Rahmen des Aktionskonsens möglich, materielle Veränderungen vorzunehmen, also beispielsweise Dinge zu beschädigen. Informiert euch über die Konsequenzen für eure Sicherheit sowie die aller anderen Aktivisti und betroffenen Personen. Wir handeln mit Bedacht und gefährden keine Menschenleben. Wenn ihr euch der Risiken und Konsequenzen nicht sicher seid, ist es womöglich sicherer, andere Aktionsformen zu wählen. Verhaltet euch in jedem Fall solidarisch und besprecht vorab in euren Bezugsgruppen, was solidarisches Handeln in diesem Kontext bedeutet. Bereitet euch darauf vor, dass es sehr dynamische Situationen geben kann, auch in Blockaden. Gebt auf euch und auf einandr Acht, schaut, wie ihr euch und andere schützen könnt – vor physischen Gefahren, aber auch vor Repressionen.

7. RISIKOGRUPPEN, VORERKRANKUNGEN

Wir empfehlen allen Menschen mit Vorerkrankungen und/oder aus Risikogruppen, ihre eigene Belastbarkeit in Hinsicht auf die Aktion selbst einzuschätzen. Potentiell gesundheitsgefährdende, repressive Maßnahmen der Polizei können wir nicht vorher ausschließen. Alle, die regelmäßig Medikamente nehmen, müssen diese unbedingt selbst ausreichend mitbringen! Alternativ wird es auch Protest und Widerstand außerhalb von Blockaden geben, dem Ihr Euch anschließen könnt, sowie viele Infrastrukturaufgaben, die ihr unterstützen könnt – nutzt hierfür gerne das Mitmachtool .

8. SONNE UND HITZE, AUSREICHEND WASSER

Verwendet auf jeden Fall Sonnenschutz wie Tücher, Kappen und stark wirksame Sonnencreme. Tragt fetthaltige Sonnencreme u.ä. am besten erst dann auf, wenn die Blockade steht. An solchen Cremes haften sonst Pfefferspray oder Tränengas, falls die Polizei diese verwendet. Nehmt unbedingt ausreichend Wasser zum Trinken und ggf. zum Spülen bei Pfefferspray-Einsätzen mit! Hierfür bieten sich Plastikflaschen mit Saugverschluss an. Staubanzüge können vor starker Verschmutzung schützen, können aber auch das Risiko von Überhitzung bei warmem Wetter erhöhen, legt sie dann besser ab.

9. SECURITIES, WACH- UND WERKSCHUTZ

Die Aufgabe der Securities ist es, dass Werksgelände zu schützen. Nicht alle halten sich dabei an ihre rechtlichen Befugnisse: Es muss mit Prügel, Pfefferspray und anderer körperlichen Gewalt gerechnet werden.

Achtet darauf, nicht alleine im Werksgelände unterwegs zu sein. Es empfiehlt sich auf unnötige Provokationen zu verzichten, besonnen zu bleiben und die Securities an ihre Befugnisse zu erinnern. Falls es zu Übergriffen seitens der Securities kommt, dokumentiert diese gut um später ggf. Anzeige erstatten zu können.

10. DAUER UND ORT DER BLOCKADE, ÜBERNACHTUNGEN, LOCK-ONS

Der Stress, den diese Aktion vielen Teilnehmenden machen kann, ist nicht zu unterschätzen. Eure Verantwortung ist es, mit Euch und in Euren Bezugsgruppen selbst auszumachen, wie weit Ihr gehen möchtet. Die Dauer der Aktion sowie der Ort der Blockade hat einen starken Einfluss auf das persönliche gesundheitliche Risiko. Geht mit Eurer Bezugsgruppe nur dorthin, wo es für alle von Euch gut ist, und bleibt nur, so lange alle wollen. Fällt Eure Entscheidungen im Konsens und achtet darauf, dass sich niemand überfordert! Nutzt hierfür auch unseren Leitfaden für Bezugsgruppen .

In Ende Gelände-Aktionen kann es auch zu langen Blockaden kommen. Wenn ihr euch darauf einrichtet, in eurem Finger und eurer Bezugsgruppe über Nacht zu bleiben, achtet auf Wärme (warme Kleidung, Schlafsäcke, „goldene“ Isodecken) und Sitzunterlagen (Teile von Isomatten), siehe Packliste .

Wenn ihr Lock-ons verwendet, um die Räumung einer Blockade zu erschweren, achtet darauf, dass ihr vor der Aktion bitte unbedingt an einem Training dazu teilnehmt. Sorgt dafür, dass Personen im Lock-on zuverlässig durch Personen ihrer Bezugsgruppen begleitet werden, die nicht im Lock-on sind.

11. NOTFÄLLE, SANIS, OUT OF ACTION

Nehmt in eurer Bezugsgruppe ein Erste Hilfe-Kit mit (siehe Packliste). In allen Ende Gelände-Fingern gehen solidarische Sani-Teams und/oder Erst-Helfer*innen mit. Ruft diese in Notfällen sofort dazu. Leider können Demo-Sanis nicht immer überall sein. Deshalb gilt: Ruft in akuten Notfällen (z.B. Atemnot oder Bewusstlosigkeit) selber und direkt den Notruf „112“.

Wenn Personen die Aktion verlassen, weil sie auf ihre Grenzen achten oder belastende Erfahrungen gemacht haben, sorgt in euren Bezugsgruppen für Begleitung. Es wird auf dem Camp einen „Out of Action“-Anlaufpunkt geben, wo ihr Ruhe und Gespräche mit erfahrenen Personen findet.

12. PERSONEN UNTER 18

Es ist immer wichtig, dass jede Person (egal wie alt) sich ausreichend über die Aktion informiert und für sich entscheidet, ob sie sich gut vorbereitet fühlt, um in die Aktion zu gehen. Niemand sollte sich überfordern! Bei Aktivist*innen unter 18 Jahre ist eine andere Rechtsgrundlage zu beachten. Bitte informiert euch in der Rechtshilfebroschüre und nehmt an Aktionstrainings teil.