Rheinland 2017: Wir schaffen ein Klima der Gerechtigkeit – bunt, laut und queer

Wenn wir im August mit tausenden Menschen im Rheinland Braunkohle-Infrastruktur blockieren, nehmen wir damit nicht nur den Kohleausstieg selbst in die Hand – wir errichten auf unseren Camps und in unseren Aktionen auch eine solidarische Gemeinschaft. Unser Ziel ist die Überwindung von Unterdrückungsformen wie Rassismus, Sexismus, Heteronormativität, Ableismus, Ausbeutung von Tieren und Natur.

Der Klimawandel macht deutlich, wohin uns die Ausbeutung menschlicher und natürlicher Ressourcen zur Profitmaximierung führt. Wir wollen uns für eine gerechtere Zukunft einsetzen – dafür müssen wir den Klimawandel stoppen, weil er die bestehenden Ungerechtigkeiten verschärft. Wir gehen dorthin, wo Klimawandel und zusätzliche Ungerechtigkeit produziert werden und stellen uns dagegen: als breites Spektrum aus Antirassist*innen und Antifaschist*innen, (Queer-)Feminist*innen, Gewerkschaftsmitgliedern, Menschen aus solidarischen Lebens- und Landwirtschaftszusammenhängen, Tierrechtler*innen und allen, die sich für globale Gerechtigkeit einsetzen.

Ein Schwerpunkt in der inhaltlichen Auseinandersetzung (in Workshops etc.) auf den Camps sind (queer)feministische Themen – denn Klimagerechtigkeit ist auch eine Frage der Geschlechtergerechtigkeit.

Wir wollen uns vernetzen und gemeinsam überlegen, wie wir das Wirtschaftssystem abschaffen können, das die reproduktive Arbeit von Frauen* und Natur strukturell ausbeutet und reproduktive Sorgearbeit dabei ebenso outsourct wie Klima- und Umweltschäden. Wir wollen patriarchale Eigentumsverhältnisse und Rollenbilder überwinden, die dafür sorgen, dass vor allem reiche Cis Männer* auf Kosten aller anderen leben. Und wir wollen umverteilen: Den Besitz ebenso wie die Aufgaben innerhalb der Gesellschaft.

Wenn wir dann während der Aktionstage vom 24. bis 29. August in massenhaftem zivilen Ungehorsam Kohleinfrastruktur blockieren, soll das emanzipatorisches Potential für alle bieten.

Unseren queerfeministischen Anspruch wollen wir in der Aktion sichtbar machen und in einer queerfeministischen Formation gemeinsam Richtung Grube oder Schiene ziehen. In diesem Finger wollen wir eine Aktionskultur schaffen, in der wir uns nicht definieren über die Körper, die wir haben, sondern über unsere kollektive Entschlossenheit. Wir wollen einen safe space kreieren:
einen Ort der gegenseitigen Unterstützung, wo wir uns Gefühlen von Schwäche und Angst gemeinsam entgegenstellen, statt sie zu ignorieren; wo wir unsere Erfolge als Ergebnis gemeinsamer Anstrengung betrachten, nicht als „heroische“ Taten von Individuen. Wir wollen uns Mackernormen in der Gesellschaft ebenso entgegenstellen wie Macker-Tendenzen in unseren eigenen Reihen und laden deshalb alle ein, ihr eigenes Verhalten in der Bewegung zu reflektieren und ggf. einen Schritt zurückzutreten, um anderen Menschen Raum zu geben und sie bei neuen Aufgaben zu unterstützen.

Einen solchen Anspruch haben wir an die gesamte Aktion. Mit diesem Finger wollen wir jedoch einen Ort schaffen, an dem es viel Raum gibt, sich aktiv damit auseinanderzusetzen. Dazu laden wir euch ein: Der Finger ist offen für Aktivist*innen aller Geschlechter mit und ohne viel Aktionserfahrung , die queerfeministische Räume in Aktionen schaffen möchten und bereit sind, ihre eigenen Rollen und Privilegien kritisch zu reflektieren.

Weitere Infos findet ihr in unserem Hintergrundtext.

Ihr wollt ein Aktionstraining in eurer Stadt organisieren? Schreibt an aktionstraining@ende-gelaende.org .
Wir bieten gerne auch Aktionstrainings für FLTI*s only an.

Ihr wollt mithelfen, „Ende Gelände!“ einen thematischen Ausdruck zu verleihen und sucht noch Mitstreiter*innen? Schreibt an endegelaende_aktion@riseup.net .

Auch andere Themen, die mit Klimagerechtigkeit – und auch untereinander – zusammenhängen , wollen wir in der Aktion sichtbar machen : Postwachstum, Ernährungssouveränität, Recht auf Migration etc. Wir begreifen Diskriminierungs- und Ausbeutungsstrukturen als intersektional : Sie wirken auf mehreren Ebenen gleichzeitig, beeinflussen sich gegenseitig und wirken situationsspezifisch. Gemeinsam wollen wir uns einsetzen für Gerechtigkeit auf allen Ebenen.


Und das sind wir:

Die feministische Initiative: für mehr Queerness in der Klimagerechtigkeitsbewegung

Wir sind ein Zusammenschluss von Menschen, die das Ineinandergreifen von Herrschaftstrukturen bei Fragen der globalen Gerechtigkeit präsenter machen wollen. Wir sehen die Notwendigkeit, Fragen von Macht und Ausbeutung, Betroffenheit vom Klimawandel und Dominanz themenübergreifend zu analysieren und anzugreifen. Wir sind überzeugt, dass Geschlechtergerechtigkeit eine der Voraussetzungen für Klimagerechtigkeit ist, und möchten herausfinden, was die Klimagerechtigkeitsbewegung von (queer)feministischen Gesellschaftsanalysen und Kämpfen lernen kann. Wir wollen uns vernetzen und gemeinsam überlegen, wie wir das Wirtschaftssystem abschaffen können, das die reproduktive Arbeit von Frauen* und Natur strukturell ausbeutet und reproduktive Sorgearbeit dabei ebenso outsourct wie Klima- und Umweltschäden.

Die feministische Initiative will Geschlechtergerechtigkeit in viele verschiedene Bereiche der Klimaproteste bringen. Im August 2017 soll das vor allem auf zwei Ebenen passieren:

  • Bildungs- und Infrastrukturarbeit auf dem Klimacamp und dem Connecting-Movement-Camp vor und während der Aktionstage – mit allen beteiligten Strukturen wollen wir gerne den Austausch noch weiter vertiefen!
  • ein queerfeministischer Ausdruck für Ende Gelände – mit Menschen aus anderen Aktionsstrukturen wollen wir gerne z.B. über die verschiedenen Aufgaben in und rund um Aktionen sprechen!

Wichtig dabei ist uns, dass alle Aufgabenbereiche gleichermaßen wertgeschätzt werden: Alle sollen sich entsprechend ihrer Fähigkeiten und Bedürfnisse und möglichst unabhängig von irgendwelchen Geschlechtszuschreibungen einbringen können.


News

++ Ende Gelände kündigt massiven Widerstand gegen fossiles Rollback an ++ Proteste bei Eröffnung von LNG-Terminal in Wilhelmshaven ++ Aktionen gegen die Räumung von Lützerath ++

18. Dezember 2022 Anlässlich der Eröffnung des ersten Flüssiggas-Terminals in Wilhelmshaven am heutigen Samstag hat das Aktionsbündnis Ende Gelände massiven Widerstand gegen ein Rollback bei der Nutzung fossiler Energien angekündigt. Es gab sowohl eine Protestaktion in Wilhelmshaven gegen den Ausbau von Infrastruktur für Flüssiggasimporte als auch Solidaritätsaktionen in mehreren deutschen Städten gegen den drohenden Abriss des Dorfes Lützerath am Braunkohletagebau Garzweiler. Mit den verschiedenen Aktionen will das Bündnis für Klimagerechtigkeit die grundsätzliche Abkehr von den fossilen Energien Öl, Kohle und Gas forcieren. Weiterlesen ...

Newsletter #10/22

15. Dezember 2022 Heute dreht sich unser Newsletter um das brennendste Thema des Winters: Lützerath. Aussagen von Presse, Polizei und Politik überschlagen sich und wir formieren uns. Ihr findet allgemein Informationen zum Stand und Unterstützungsmöglichkeiten. Außerdem haben wir noch einen Leitfaden zu Zivilem Ungehorsam für trans*, inter*, non-binäre und agender (= TINA) und laden wir euch noch zu ein paar Terminen ein. Weiterlesen ...

Leitfaden zu Zivilem Ungehorsam für trans*, inter*, non-binäre und agender (= TINA) Menschen jetzt online

12. Dezember 2022 Der Leitfaden des Trans-Action-Kollektivs soll eine Hilfestellung sein für TINA-Personen (d.h. Menschen, die trans*, inter, non-binär und/oder agender sind), die an Aktionen des zivilen Ungehorsams teilnehmen. Er wurde von Menschen aus Nord-, West- und Südeuropa verfasst, die ihre Erfahrungen als genderqueere Aktivist*innen und Trainer*innen, vor allem in der Klimagerechtigkeits-Bewegung, eingebracht haben. Weiterlesen ...

++ Strafurteil gegen Journalisten wegen Berichterstattung über Braunkohleproteste von Ende Gelände ++ Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union wirft Energiekonzern MIBRAG Geheimdienstmethoden vor ++

3. Dezember 2022 Der Leipziger Journalist Marco Bras dos Santos wurde am 2. Dezember wegen Hausfriedensbruchs verurteilt. Das Amtsgericht in Borna hielt ihn für schuldig, im November 2019 unbefugt das Betriebsgelände des Energiekonzerns Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (MIBRAG) betreten zu haben. Damals hatten mehr als 1.000 Aktivist*innen des Bündnisses Ende Gelände Braunkohlebagger im Tagebau Vereinigtes Schleenhain in der Nähe von Leipzig blockiert. Weiterlesen ...